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Laos per Rad - Mitte

712 km Radreise - als Teil einer Weltreise mit dem Fahrrad - von der Hauptstadt Vientiane an der thailändischen Grenze über Vang Vieng Richtung Norden nach Luang Prabang und weiter über die Grenze nach China.


Reiseroute

Daten

29.12.2005 - 11.01.2006 / 14 Tage

712 km

9.979 Höhenmeter

Höchster geradelter Punkt: 1.391 m

Reisebericht

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Fotogalerie


Bericht

Entgegen der Ankündigungen aller ortsansässigen Thais, dass wir die Thai-Lao-Friendship-Bridge keinesfalls radelnd überqueren dürften, hinderte uns erstaunlicherweise niemand daran und so traten wir kräftig in die Pedale, überquerten den Mekong und nach den Aus- und Einreiseformalitäten auf beiden Seiten gings endlich weiter, nun mal wieder auf der rechten Fahrbahnseite: Ich war in Laos!

 

Voller Vorfreude auf eine rauschende Sylvesterparty fuhren wir die 25 km von der Grenze bis zur Hauptstadt Vientiane und nach einem Tag Sightseeing mit der Erkundung von beeindruckenden Tempeln war es dann soweit: Mit Petra und Reimund aus Düsseldorf, zwei Kanadiern und Steffi zog ich los zum großen Platz vor dem Kulturpalast, auf dem die Sylvesterparty mit Countdown und Feuerwerk starten sollte. Auf einmal fing man dann auf der Bühne an, von 10 rückwärts zu zählen und erstaunt blickten wir uns an, denn auf all unseren Uhren war es erst sechs Minuten vor Mitternacht! Auch egal, dachten wir uns, zählten mit und bei Null gings dann los, das Feuerwerk: Ich hatte gerade meine Kamera gezückt, als die zweite Rakete abgeschossen wurde und erwartungsvoll blickten wir alle in den Himmel. Doch das sollte es gewesen sein, denn mehr kam leider nicht... Ein Tänzchen zur Livemusik und nach einer halben Stunde gingen alle Einheimischen nach Hause, was uns natürlich nicht davon abhielt, noch das ein oder andere BeerLao aufs Jahr 2006 zu trinken. Um halb vier fiel ich dann ins Bett, anderthalb Stunden bevor im heimatlichen Deutschland die ersten Korken knallen würden.

 

Mit dickem Schädel radelten wir an Neujahr deutlich langsamer als sonst los Richtung Norden. Was die Laoten am Vorabend zu wenig gefeiert hatten, holten sie den ganzen Tag lang nach: Überall auf der Strecke wurde kräftig mit lauter Musik und kistenweise BeerLao gefeiert.

 

In Vang Vieng, einem bekannten Backpackerort vor traumhafter Bergkulisse am Nam Song Fluss angekommen, begrüßten uns Speisekarten mit Haschkeksen, Opiumtees, Opiumkuchen und anderen "Happy"-Meals. Ich unternahm das, was fast jeder hier mindestens einmal tut: Tubing auf dem Nam Song River! Mit einem Tuk-Tuk gings etliche Kilometer nach Norden, wo wir jeder mit einem dicken Traktorschlauch bewaffnet am Fluss abgesetzt wurden. Unter blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein ließen wir uns einige Stunden lang vorbei an steil aufragenden Felswänden und zahllosen Bierständen den meist träge dahinfließenden Nam Song hinabtreiben. Einfach total entspannend!

 

An den folgenden zwei Tagen kämpften Steffi und ich uns von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang durch die Berge von Nordlaos, über endlose Serpentinen bergauf und bergab bis nach Luang Prabang. Von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt, bot die Stadt neben wunderschönen Tempeln und traditioneller Kunst viele schöne kleine Gässchen, Märkte und nicht zuletzt einen tollen Ausblick vom Tempelberg "Phu Si" auf den Mekong und die gesamte Stadt. Drei entspannende Tage verbrachten wir mit Sightseeing, Shopping auf den Märkten und Bummeln durch die kleinen Gassen. Mit Petra und Reimund, mit denen wir uns hier verabredet hatten, erlebten wir traumhafte Sonnenuntergänge am Ufer des Mekong, wo wir bei einigen BeerLao Pläne schmiedeten. Denn für die beiden sollte es jetzt über Kambodscha und Thailand nach Australien gehen und da wollte ich ja schließlich auch hin.

Unser Tip für günstiges Abendessen: Auf dem Handicraftmarket gabs Buffets, bei denen man sich für nur 5.000 Kip, also etwa 0,40 Euro, den Teller mit allen möglichen Leckereien so vollhäufen konnte, wie man wollte. Denn sparen war in Laos gar nicht so einfach: wider Erwarten war es dort teurer als in den Nachbarländern. Abends auf dem Markt trafen wir auf Lasse aus Hamburg, dem man vor einigen Wochen etwas weiter nördlich sein Fahrrad gestohlen hatte und der nun per Rucksack weiterreisen wollte. Bevor er so wie wir weiter nach China reisen würde, wollte er noch versuchen, sein Rad wiederzufinden. Na wenn das klappen würde, dann könnten wir ja zu dritt durch China radeln, sagte ich noch...

 

In den nächsten vier Tagen gings weiter durch die Berge, vorbei an kleinen, sehr ärmlichen und einfachen Bergdörfern mit eher zurückhaltenden Laoten, nach Norden Richtung China. Morgens bekamen wir schon einen ersten Vorgeschmack auf das, was uns noch weiter nördlich erwarten würde, denn es war schon ziemlich kalt!

 

Nach 14 Tagen und über 700 km durch Laos gings dann am 11.01.2006 die letzten 20 km über eine üble Baustellenpiste bis nach Boten an der chinesischen Grenze. Leider mussten wir in diesen zwei Wochen bei allem und jedem vorher nach dem Preis fragen, um nicht das Dreifache des tatsächlichen Preises oder sogar noch mehr bezahlen zu müssen. Und zu oft versuchte man dennoch völlig überhöhte Preise zu verlangen. Natürlich konnten wir viele nette Laoten kennenlernen, aber nur sehr selten trat man uns so offen und freundlich entgegen, wie in den anderen südostasiatischen Ländern. Aber ein laotischer Reisender, weit herumgekommen und nach langer Abwesenheit wieder in der Heimat, hat wohl bei seiner Rückkehr einmal Folgendes über seine Heimat gesagt: "Laos ist eines der letzten leisen Länder dieser Erde." Ja, damit hatte er sicher recht!


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