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Indonesien per Rad

Radreise über Bali, Lombok, Sumbawa, Komodo, Flores, Java und Sumatra

2.630 km - als Teil einer Weltreise mit dem Fahrrad - um Bali herum, nach Lombok, Gili Air und rüber nach Sumbawa, weiter nach Osten quer durch die Insel, dann mit einem Fischerboot nach Komodo und mit diesem Boot auch weiter nach Flores, bis ans östliche Ende der Insel. Dann mit der Fähre nach Surabaya auf Java, dort hauptsächlich mit dem Zug ans Westende der Insel, per Fähre nach Padang auf Sumatra, über den Trans-Sumatra-Highway zum Toba-See, an die Nordküste und mit dem Schnellboot nach Malaysia.


Reiseroute

Daten

08.08. - 28.09.2005 / 52 Tage

2.630 km

26.313 Höhenmeter

Höchster geradelter Punkt: 1.504 m

Reisebericht

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Fotogalerie


Bericht

Bali

(08.08. - 14.08.2005, 7 Tage, 251 km) Auf Bali radelten wir dann gemeinsam los von Kuta aus in den Norden, wo man als Tourist noch eine Attraktion ist. Nicht nur auf Bali fährt man durch Spaliere von Hunderten von "Hello Mister" schreienden Kindern und lachenden und grüßenden Erwachsenen. Man ist also fast ununterbrochen am Grüßen. Von schönen Reisterassen und Tempelbauten im Inland von Bali ging es dann an der Nordküste nach Osten, wo ich am Wrack der USS Liberty tauchen ging.

Lombok

(14.08. - 21.08.2005, 8 Tage, 295 km) Dann gings mit der Fähre nach Lombok, wo wir erst den Südwesten erkundeten und dann Aurore und Loic, Radler aus Frankreich, trafen, die übrigens die ersten und bislang einzigen Reiseradler waren, die wir in Indonesien trafen. Seitdem radelten, schwitzten und grüßten wir zu Viert. Zusammen charterten wir ein kleines Boot, um auf die kleine Insel Gili Air überzusetzen. Dort, ohne Straßen, Autos oder Mopeds, verbrachten wir 2 Tage mit Schnorcheln und Erholen. Eigentlich wollten wir dann auf den Vulkan Mount Rinjani wandern, was aber drei Tage und zwei Nächte gedauert hätte. Leider machten wir das dann schweren Herzens aus Zeitgründen nicht. Stattdessen gings dann weiter an der Nordküste bis nach Anyar, wo wir aufgrund nicht vorhandener Unterkunftsmöglichkeiten in der Polizeistation im Büro (wenn man das so nennen wollte...) übernachten konnten. Das führte zu einem tollen Abend mit den Polizisten, einigen anderen aus dem Dorf und Brem (Reiswein...). Später gings noch zu einem traditionellen Sasak-Tanz!

Sumbawa

(21.08. - 26.08.2005, 6 Tage, 420 km) Einige Tage später setzten wir dann mit der Fähre nach Sumbawa über, wo wir in Sumbawa Besar, dem Hauptort der Insel, Mr. Syamsun kennenlernten, ein Lehrer an der öffentlichen Secondary School, der auch eine eigene kleine private Schule für Sprachen und Computer aufgebaut hatte. Und in die lud er uns dann auch gleich ein. So übernahmen wir zu Viert gleich die erste Englischstunde. Später wurden wir dann noch zu seiner Familie eingeladen, so dass es mal wieder später wurde. Am nächsten Morgen um 7 Uhr gings dann zur öffentlichen Schule und seitdem können wir erahnen, wie es sein muss, ein Celebrity zu sein: In vier Klassen empfing uns Gekreische und Begeisterung! Den Unterricht legten wir an der gesamten Schule bis 11 Uhr völlig lahm! Wir gaben hunderte von Autogrammen und mussten unzählige Gruppen- und Einzelfotos schießen, weil jeder ein Foto von sich selbst mit einem von uns haben wollte, sogar der Direktor der Schule selbst... Irgendwann reichte es uns dann und wir gingen etwas essen. Das kostete übrigens umgerechnet etwa 0,20 EUR bis 0,70 EUR für eine ganze warme (oder auch kalte) Mahlzeit. Ein Doppelzimmer kostete so etwa 2 EUR bis 6 EUR pro Nacht, meist mit kleinem Frühstück.

Komodo

(26.08. - 28.08.2005, 3 Tage, 0 km) Nach zwei weiteren heißen und anstrengenden Tagen durchs Inland von Sumbawa gings dann mit einer kleinen gecharterten Nussschale nach Komodo, wo die letzten großen Warane dieser Erde lebten, die Komodo-Warane, und von da aus dann weiter nach Flores. Diese Fahrt verlief zunächst nicht ganz so, wie wir uns das vorgestellt hatten: Nach langwierigen Verhandlungen am Hafen von Sape auf Sumbawa hatten wir uns endlich auf den Preis von 1 Mio. Rupiah (ca. 85 EUR) zu Viert für die dreitägige Fahrt von Sumbawa über Komodo nach Flores geeinigt. Die Baburdi, etwas altersschwach, klein, und natürlich ohne richtige Kajüte, Toilette oder Strom und eigentlich ohne alles, also auch ohne so unwichtige Dinge wie Positionsleuchten oder gar Scheinwerfer oder Navigationsinstrumente, wurde dann von uns am späten Nachmittag, nachdem man uns versichert hatte, dass die Fahrt auf hoher See auch nachts kein Problem sei, beladen und bestiegen. Nach stundenlanger Fahrt durch die Nacht und aufgekommenem Nebel sah das dann aber wohl anders aus. Er könne den Weg nach Komodo nicht finden, so unser Kaept'n Masnin. Also kehrten wir wieder um. Doch auch den Hafen von Sape konnte er nach erneut stundenlanger Fahrt im Nebel nicht finden. Also hieß es irgendwo Anker werfen, schlafen und auf den Sonnenaufgang warten. Um 4.00 Uhr gings dann wieder los, erneut Richtung Komodo, das wir dann nach knapp zwölf statt angekündigten sechs Stunden Fahrt in brütender Hitze erreichten. Schwankenden Schrittes erkundeten wir mit einem Ranger einen Teil der doch sehr großen und weitläufigen Insel, die quasi vollständig Nationalpark ist und auf der sich die Komodo-Warane, die letzten Riesenechsen dieser Erde, frei bewegen konnten. Etwa 1.600 gab es noch. Wir hatten das Glück, vier davon zu entdecken und ganz aus der Nähe betrachten zu können. Schwer beeindruckend!

Flores

(28.08. - 10.09.2005, 14 Tage, 641 km) Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Schnorchelstop an einem Traumstrand auf Komodo mit unfassbarem Korallen- und Fischreichtum ging es dann mit der Baburdi weiter nach Flores. Nach ca. sieben Stunden erreichten wir den Hafen von Labuhan Bajo und verabschiedeten uns von Masnin, Saridin, Dean und der Baburdi. Dummerweise gabs am nächsten Tag ein Nationalfest, so dass alle Unterkünfte restlos ausgebucht waren. Weiterfahren konnten wir auch nicht mehr, doch zum Glück lud uns Augustus zu seiner Familie nach Hause ein. Umgeben von pausenlos neuem Besuch, einer mehrköpfigen Rasselbande und mit Spitzenverköstigung von Juliana, Augustus' Frau, blieben wir gleich zwei Tage lang, um uns am nächsten Tag Caci, einen traditionellen Kampftanz der Manggarai, der zwei volle Tage von morgens bis abends andauerte, anzusehen. Ein ungewöhnliches Erlebnis, da das natürlich keine für Touristen inszenierte Veranstaltung war, sondern fesselnde aber auch blutige Tradition, bei der wir die einzigen Ausländer weit und breit waren.

Dann ging es aber weiter Richtung Osten, doch schon nach 5 km passierte das, was bei dem sonst eher chaotisch durchschaubaren Verkehr nicht unbedingt zu erwarten gewesen wäre: Ich werde von einem Motorrad angefahren! Doch außer einer geprellten Hand, einigen leichten Schürfwunden und einem gebrochenen Außenspiegel war zum Glück nichts weiter passiert! Mit teilweise unfassbar steilen Teilstrecken mit Steigungen über 20% gings dann die nächsten Tage teils auf über 1.000 m rauf und wieder runter, anstrengend, aber mit schönen Ausblicken. Nicht umsonst wird die Insel wegen ihrer Straßenverläufe auch die "Schlangeninsel" genannt. In den Orten über 1.000 m war es dann nachts zudem ungewohnt kühl.

Einige Tage später in Nagaroro an der Südküste Flores trafen wir auf Margarete, eine streng gläubige Katholikin, die uns in ihr Haus einlud.

Trotz mehrfacher Versicherungen unsererseits, dass wir natürlich alle verheiratet seien und in einem Zimmer schlafen könnten, duldete sie keine Widerrede und verfrachtete Männlein und Weiblein voneinander getrennt in zwei Zimmer. Aber nicht nur, dass sie unheimlich nett und gutmütig war, sie konnte auch unglaublich gut kochen und so saßen wir sowohl am Abend als auch am nächsten Morgen vor wahren Bergen leckersten Essens. Natürlich bedankten wir uns, so wie bei allen bisherigen Einladungen, wie es sich gehörte mit einem Gastgeschenk.

Auf schöner Strecke gings über "Ende" weiter nach Moni am Mount Kelimutu mit den drei Kraterseen mit verschiedenen Farben, die sich wohl auch immer mal wieder unvorhersagbar änderten. Zur der Zeit waren sie schwarz, braun und türkisgrün.

Um in den Genuss eines Sonnenaufgangs auf dem Gipfel zu kommen, machten wir uns nachts um 2.00 Uhr im Dunkeln mit unseren Rädern auf den Weg die 14 km lange Serpentinenstraße hinauf und einen halbstündigen Fußmarsch auf den Gipfel. Natürlich waren wir viel zu früh, dafür aber die Ersten...

Wunderschön wurde es langsam hell und die drei Kraterseen direkt unter uns wurden langsam sichtbar. Nach vielen Fotos gings zurück zum Bungalow, denn der Wasserfall mit natürlichem Pool wartete schon auf uns. Hier trafen wir auf Sandra und Louis aus Holland, die für einen Monat durch Flores radelten.

Unverhofft sahen wir uns dann am nächsten Tag in Paga Beach wieder, einer winzigen und einfachen Bungalowansammlung direkt am Meer gelegen. Gleich zweimal bekamen wir dort den besten Ikan Bakar (gegrillten Fisch), den wir jemals gegessen hatten!

 So blieben wir noch einen Tag länger zum Relaxen und dann gings nach Maumere, wo wir die Fähre nach Surabaya auf Java nehmen wollten und wo wir hofften, dann eine weitere Fähre nach Sumatra zu finden. So hieß es also Abschied nehmen von Aurore und Loic, die in drei Tagen über Bali weiter nach Vietnam fliegen würden. Es war eine schöne Zeit gewesen!

Java

(12.09. - 15.09.2005, 4 Tage, 38 km) Für drei Tage und zwei Nächte war die Fähre von Maumere auf Flores nach Surabaya auf Java für Steffi und mich unser Zuhause. Wider Erwarten sogar mit einem Liegeplatz in einem Schlafsaal und drei Mal täglich einer kargen Mahlzeit. In Surabaya gings dann am nächsten Tag gemeinsam zum Bahnhof und mit dem Zug über Nacht dreizehneinhalb Stunden nach Jakarta.

Sumatra

(17.09. - 28.09.2005, 12 Tage, 962 km) Einen weiteren Tag später bestiegen wir in der Hauptstadt die ziemlich heruntergekommene PELNI-Fähre KM Lawit, die uns innerhalb von zwei Tagen und zwei Nächten nach Padang an der Westküste Sumatras brachte. Wären es nur die Kakerlaken gewesen, die in buchstäblich jeder erdenklichen Größe pausenlos und überall an Bord herumliefen, dann wäre es ja noch erträglich gewesen. Jedoch verstopfte und überschwemmte Toiletten, nicht vorhandene Waschmöglichkeiten, Müllberge und Latrinengestank überall sowie zerfressene Matratzen machten die Schiffsfahrt zu einem eher zweifelhaften Vergnügen. Aber auch das ging vorbei und so saßen wir genau sieben Tage nachdem wir auf Flores mit der Fähre gen Westen gestartet waren wieder im Sattel.

Von nun an gings zu zweit durch unberührte Regenwälder, die Luft war erfüllt von zahllosen unbekannten Geräuschen, wir sahen überall Tiger, Schlangen, Sumatra-Nashörner und viele seltene Blumen in allen erdenklichen Farben... Tja, also irgendwo zwischen dieser ziemlich naiven Vorstellung von Sumatra und der Realität lagen unsere Erwartungen. So war es denn deutlich grüner und feuchter als auf den bisherigen Inseln, aber exotische Tiere und Pflanzen haben wir quasi keine gesehen. Unberührt waren auf Sumatra fast nur noch geschützte Reservate. So fuhren wir denn auf dem Trans-Sumatra-Highway Richtung Norden hinauf auf über 1.000 m Höhe ins Inland. Allein mit der Natur war man allerdings nie, da der Highway fast durchweg durch bewohnte Gebiete und Städte verlief. Über Bukittinggi gings am zweiten Tag in Hitze und subtropischem Klima weiter nach Norden und auf einmal waren es nur noch 100 Meter, die wir in Erwartung des großen Augenblickes langsam ausrollen ließen, dann überquerten mit unseren Rädern den Äquator! Wer sich mal die Weltkarte zur Hand nimmt, wird feststellen, dass es gar nicht so viele Straßen gibt, auf denen das möglich ist und es sollte noch sehr lange dauern, bis ich ihn das nächste Mal auf dieser Reise überqueren würde. Nach langwierigen Verhandlungen erstanden wir zwei Erinnerungs-T-Shirts und ab dann gings auf der Nordhalbkugel der Erde weiter.

Am nächsten Tag gingen wir zu Fuß durch Primärdschungel im Rimbo Panti Reserve. Aber so richtiges Dschungeltrekking wie wir es uns vorgestellt hatten, war es leider nicht. Bis auf ein paar Affen und Horden von Mücken gabs nicht allzuviel zu sehen. Für die Natur wahrscheinlich auch besser so...

 Unser nächstes Ziel war dann der Toba-See mit der Insel Samosir. Nach anstrengenden Tagen durch die Berge lag er dann endlich unter uns auf knapp 1.000 m Höhe. Mit einem kleinen Boot gings auf Samosir Island, auf der von der einst großen Travellerszene nicht mehr viel geblieben war. Im Hauptort Tuk Tuk reihten sich leer stehende und langsam verfallende Unterkünfte aneinander. Schnell war daher eines der traditionellen Batak-Häuser, die unter anderem als ortstypische Unterkünfte angeboten wurden, für uns gefunden. Sehr urig! Früh am nächsten Morgen nahmen wir die 130 km lange, die Insel umrundende Straße in Angriff, doch es sollte zur Tortur werden.

Bis auf über 1.500 m kämpften wir uns auf übelster Kiesbettpiste, für normale Fahrzeuge quasi nicht befahrbar, in steilen Kehren hinauf. Teils mit Schieben gings durch Schlammlöcher, Matsch und auf flussbettähnlicher Strecke im Schneckentempo bergauf und bergab, so dass wir erst am späten Nachmittag völlig fertig wieder auf Asphalt trafen. Schlamm verschmiert gings zwei Tage später mit dem Boot zurück nach Parapat und in zwei weiteren Tagen durch endlose Palmölplantagen die letzten unserer 1.000 Sumatra-Kilometer bergab nach Tanjungbalai an der Ostküste.

Noch ein kurzer Schock, als man uns weismachen wollte, dass wir nur 200 km weiter nördlich ausreisen könnten, doch nachdem wir auch das geklärt hatten, gings dann am nächsten Tag mit einem Passagierboot nach Port Klang, dem Hafen von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur.

 

Nach nun fast zwei Monaten Indonesien, während derer ich zahllose unendlich gastfreundliche, offene und nette Menschen kennengelernt hatte, dabei aber doch ununterbrochen das Ereignis des Monats oder sogar des Jahres gewesen war, freute ich mich nun doch auf Malaysia! Selamat tinggal, Indonesia, ganz bestimmt komme ich irgendwann mal wieder!


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