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Syrien und Libanon per Rad

884 km Radreise im Mittleren Osten von der Hauptstadt Damaskus in Syrien durch die Wüste nach Palmyra und dann nach Westen über Homs in den Libanon nach Tripoli am Mittelmeer, weiter nach Süden in die Hauptstadt Beirut und zurück nach Damaskus in Syrien.


Reiseroute

Daten

08. - 23.10.2010 / 14 Tage

884 km

6.610 Höhenmeter

Höchster geradelter Punkt: 1.615 m

Reisebericht

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Bericht

Syrien

(608 km, 3.267 Höhenmeter) Um 3.00 Uhr morgens landete ich in der Hauptstadt Damaskus, packte mein Rad aus dem Karton, ordnete alle Taschen und wartete bis es hell wurde. Um 6.30 Uhr radelte ich dann los, mangels Schlaf sehr müde, ins Zentrum. Es dauerte etwas, bis ich endlich ein geeignetes Hotel mit freiem Zimmer gefunden hatte. Das hatte kein Fenster und war dreckig, aber endlich bekam ich etwas Schlaf! Anschließend lief ich noch etwas durch die Altstadt und über die Märkte.

Ich würde noch genug Zeit haben, mir die Stadt genauer anzuschauen, wenn ich in zwei Wochen wieder hier sein würde, also radelte ich am nächsten Morgen los, relativ nervig durch den Verkehr raus aus Damaskus Richtung Nordosten. Schnell war ich umgeben von öder Wüste und menschenleeren Weiten! Mittags hielt ich bei zwei Lkw-Fahrern, die mich mit großer Gastfreundschaft einluden, gemeinsam mit ihnen im Schatten unter ihren Lkw´s zu essen und Tee zu trinken. Gestärkt bedankte ich mich mit ein paar Vorräten aus Damaskus, verabschiedete mich und radelte weiter gen Nordosten durch die Wüste. Dank Rückenwind war ich nach 162 km gar nicht mal so spät in Al Busayri, wo es zwar nur fünf Häuser, eine Tankstelle und zwei Restaurants, aber kein Hotel gab. Aber man bot mir einen Schlafplatz in einem Raum mit vielen Teppichen und Matten auf dem Boden an, den ich dankend annahm. Noch bis spät saß ich mit einigen Syrern beim Essen. Alle, mich eingeschlossen, versuchten, mit Händen und Füßen so viel wie möglich zu erzählen und so saßen wir lange zusammen, bis ich müde auf die mir zugewiesene Matte fiel.

Nachts hatte es geregnet und am Morgen war alles nass und kühl. Nach einem Frühstück fuhr ich daher in langer Kleidung los. Schon mittags war ich in Palmyra, einer berühmten antiken Oasenstadt. Ich nahm mir ein Zimmer und lief bis zum Sonnenuntergang durch die Ruinen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden waren, und von denen ich noch nicht wissen konnte, dass sie nur fünf Jahre später vom sogenannten IS eingenommen und zu einem großen Teil zerstört werden würden! Obwohl ich mich am nächsten Morgen krank fühlte, lief ich eine lange Runde zu Fuß durch das Tal der Gräber und hinauf zur Qal´at Ibn Ma´n Festung, von der aus man einen grandiosen Blick über Palmyra hatte. Ziemlich geschwächt lief ich wieder zurück zum Zimmer, nahm aufgrund meiner Diagnose einer Giardiasis meine Notfall-Antibiotika und legte mich für den Rest des Tages ins Bett und erholte mich.

Am nächsten Morgen ging es mir schon etwas besser und so startete ich um 6.30 Uhr, ewig geradeaus durch die Wüste nach Westen, später mit stärkerem Gegenwind anstrengend bergauf und bergab bis nach Homs. Nach einigem Hin und Her hatte ich ein Zimmer gefunden und wartete hier auf Maria, die am Abend vom Flughafen Damaskus aus direkt hierher kam. Wir gingen zusammen noch etwas essen. Mir ging es besser, aber Maria hatte jetzt irgendetwas mit dem Magen. Später ging es ihr dann auch wieder besser.

Am nächsten Morgen bauten wir Maria´s Rad zusammen, packten alle Taschen und starteten spät zusammen nach Nordwesten in relativ starkem Gegen- und Seitenwind. Daher kamen wir ziemlich langsam voran und waren erst im Dunkeln am Anstieg nach Masyaf.

Auch am nächsten Tag ging es teils anstrengend steil rauf und runter, aber durch schöne Landschaft bis zur Mittelmeerküste. Die letzten Kilometer fuhren wir auf der Autobahn hinein nach Tartus. Wir liefen etwas durch die Stadt, gingen sehr gut Mezze und Fisch essen und tranken noch Tee und Bier am Meer. Wir erzählten noch lange. Endlich war es mit 34 Grad wieder deutlich wärmer.

Am nächsten Tag radelten wir noch einige Kilometer bis zur Grenze und bekamen unser einmonatiges Visum für den Libanon in den Pass.

Libanon

(228 km, 3.070 Höhenmeter) Von der Grenze radelten wir entlang der Küste nach Süden bis nach Tripolis. Maria ging es nicht wirklich besser und so lief ich allein noch etwas durch die Stadt und über die Märkte.

Am nächsten Tag radelten wir 54 km weiter bis nach Byblos, wo wir keine freie und bezahlbare Unterkunft fanden und deshalb in Amshit auf dem Campingplatz eine kleine Hütte nahmen. Am Abend liefen wir dann noch nach Byblos und erkundeten den Ort. Die archäologischen Stätten schauten wir uns erst am nächsten Tag an. Von da aus kletterten wir auch hinunter zum Meer und gingen schwimmen.

Am nächsten Tag radelten wir entlang der Küste weiter nach Süden. Auf dem Highway fuhren wir mit viel Verkehr in die Hauptstadt Beirut. Wir liefen durch die Altstadt-Viertel Gammayzeh und Achrafiye, in das schöne Wohnviertel Saifi Village, zum noch immer zerbombten Holiday Inn und entlang der Promenade am Meer zu den Pidgeons Rocks. Abends streiften wir noch durch das Nachtleben von Beirut und waren erst spät im Bett.

Am nächsten Morgen ging es über befahrene Highways nach Osten hinaus aus Beirut. Teils ging es steil bergauf und es dauerte ewig, bis wir endlich wieder von Natur umgeben waren. Es ging unerwartet lange hinauf bis auf 1.615 m. In Zahlah nahmen wir uns ein Zimmer und gingen richtig gut libanesisch essen.

Am nächsten Morgen wechselte die Landstraße nach 8 km zum Highway, der aber nur wenig befahren war. Es ging stetig, aber nicht zu steil bergauf der Grenze zu Syrien entgegen.

Wir überquerten die Grenze, radelten die letzten 48 km noch einmal hinauf auf 1.250 m und dann überwiegend bergab bis nach Damaskus.

Den folgenden Tag streiften wir durch Damaskus, die Märkte und die Moscheen, packten unsere Räder und Taschen, bevor es nach einer weiteren Nacht zusammen mit einem Minibus-Taxi zum Flughafen ging.

Die Zeit war viel zu kurz gewesen! Nur wenige Jahre nach unserem Abflug wurde eine Reise wie diese aufgrund von jahrelangem Krieg auf lange Sicht undurchführbar. Es blieb und bleibt zu hoffen, dass es den Menschen in diesen Ländern, vor allem in Syrien, bald besser gehen würde!


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