433 km Radreise - als Teil einer Weltreise mit dem Fahrrad - von der chilenischen Grenze nach San Martin de los Andes, über die Sieben-Seen-Straße durch Los Lagos nach Bariloche und über einen Pass wieder zurück nach Chile.
10.11. - 16.11.2006 / 7 Tage
433 km
5.049 Höhenmeter
Höchster geradelter Punkt: 1.308 m
Bericht hinter den Fotos. Hier direkt zum Bericht!
Ich holte mir meinen argentinischen Einreisestempel und rollte mit dem Vulkan Lanin in meinem Rücken auf dem losen Kies weiter leicht bergab. Ich war in Patagonien! Land der unendlichen Weite und, ja, des Windes! Nicht als hätte ich davon schon in Chile genug bekommen gehabt, hier sollte ich ihn in neuen Dimensionen kennenlernen.
Außerdem war es, dem Geklacker und Geratter am Rad nach zu urteilen, höchste Zeit für die Auswechslung einiger Teile. In San Martin de los Andes rückte ich der Reisekasse schonungslos zu Leibe und verpasste meinem Rad eine neue Ritzel-Kassette und drei neue Kettenblätter. Alles lief wieder rund, bis auf das Wetter. Konnte ich am ersten Tag auf der berühmten Sieben-Seen-Straße auf Asphalt noch die blauen Seen vor schneebedeckten patagonischen Bergen in strahlendem Sonnenschein genießen, artete der zweite Tag bei durchgehendem Dauerregen auf Kies- und Erdpiste in eine schlüpfrige Schlammschlacht teils steil bergauf und bergab aus. In Villa La Angostura hatte ich genug, quartierte mich in der örtlichen Jugendherberge ein und traf Marie-Claude und Philip aus Kanada und ein paar andere gestrandete Radler.
Der Regen hörte auf, der Wind nahm dafür zu. So fuhr ich in das berühmte Mountain Resort San Carlos de Bariloche. Nach Outdooraktivitäten war mir in diesem Windkanal-ähnlichen Dauersturm nicht, also verpasste ich meinem Rad den Rest seiner Generalüberholung, machte einen Tag Pause und kämpfte mich dann im Kriechtempo gegen den Wind nach Westen, zurück Richtung Chile. Nachdem mich die Böen einmal auf die Gegenfahrbahn und zweimal fast in den Graben gerissen hatten, begann ich zu schieben. Aber selbst das war zeitweise nicht mehr möglich! So stand ich da neben der Straße, mit den Händen beide Bremsen mit voller Kraft angezogen, schräg gegen den Sturm gelehnt und verzweifelt versuchend, nicht mitsamt dem Rad umgeweht zu werden. Der Fahr- und Reisespaß hielt sich an diesem Tag in Grenzen. Meter für Meter schob ich mein Rad an den schlimmsten Stellen vorwärts, bis ich endlich wieder im Schritttempo fahren konnte.
Am nächsten Tag war's glücklicherweise besser und so kurbelte ich bergauf in eine tief verschneite Winterlandschaft und überquerte auf dem Paso Cardenal A Samoré die Grenze nach Chile. Zollerklärung ausgefüllt, überall ein "No". Die Frage der chilenischen Zollbeamten, ob ich denn Fleisch, Käse oder Obst einführen würde, verneinte ich natürlich entrüstet und konnte von Glück sagen, dass sie daraufhin nur meinen Rucksack mit Zelt, Schlafsack und Isomatte öffnen ließen. Vermutlich verdanke ich das Ausbleiben der Kontrolle der anderen Radtaschen dem Auflauf argentinischer Touristen, die sich mal wieder mit mir fotografieren lassen wollen. Aber gerne doch!